SoSe 2025
ISA 200.001: Diversity & Intersectionality: Theoretische Perspektiven und analytische Konzepte von Robel Afeworki Abay
Seminarbeschreibung:
Im Mittelpunkt des Seminars steht die These, dass eine intersektionaltätstheoretische Perspektive sich als besonders geeignet erweist, eine gewinnbringende Diskussion über den Umgang mit Differenz, Ungleichheit und Diversität in der Dominanzgesellschaft zu eröffnen. Eine kritisch-reflexive und herrschaftskritische Thematisierung von diskursiv hervorgebrachten und institutionalisierten Differenz- und Ungleichheitsverhältnissen wie z.B. Rassismus, Ableism, (Hetero)Sexismus und Homonationalismus ist insbesondere vor dem Hintergrund aktueller politischen Diskursverschiebung von großer Relevanz für die Selbstpositionierung sowie für Intersektionalitäts- und Diversitätsforschung, da die veränderten gesellschaftspolitischen Bedingungen auch fatale Einflüsse auf die praktische Arbeit mit den Betroffenen sowie für die wissenschaftliche Forschung sozialer Ungleichheitsverhältnisse haben.
Die Erörterungen ausgewählter Seminarlektüre erfolgen auf der Grundlage der theoretischen Ansätze von Diversity & Intersectionality, die einen herrschafts- und dominanzkritischen Zugang zu Kontexten und Modalitäten der Herstellung, Aktualisierung und Reproduktion patriarchal-heteronormativer Strukturen und sozialer Ungleichheitsverhältnisse ermöglichen:
- Intersektionalität: Zum einen werden wir uns mit den vielfältigen intersektionalen Identitäten, Zugehörigkeiten und Lebensrealitäten sowie mit symbolischen und politischen Repräsentationen marginalisierter Gruppen befassen. Anhand dieser theoretischen Auseinandersetzung mit Perspektiven auf Gesellschaft und Institutionen wie z.B. Soziale Arbeit, Schule oder Beratungsstelle wird danach gefragt, welche Herausforderungen die fortbestehenden heteronormativen Strukturen insbesondere für marginalisierte Gruppen wie BIPoC (Black, Indigenous and People of Color), be-hinderten und queeren Communities darstellen, die durch machtvollen Zuschreibungen als ,,die Anderen“ konstruiert und von einer gleichberechtigter Teilhabe an der Gesellschaft ausgegrenzt bzw. ausgeschlossen werden.
- Diversity: Zum anderen werden wir im Seminar über die fehlende Anerkennung und Wertschätzung gesellschaftlicher Vielfalt (Diversität) und die damit einhergehenden erschwerten politischen, sozialen und ökonomischen Teilhabe- und Verwirklichungschancen marginalisierter Communities in einer kapitalistisch organisierten Dominanzgesellschaft kritisch hinterfragt.
Auf dieser Basis werden Teilnehmende des Seminars zentrale Grundlagen der intersektionalen Ungleichheits- und Diversitätsforschung (Diversity & Intersectionality) kennenlernen, um theoretische Überlegungen mit der Praxis sinnvoll in Verbindung zu setzen.
Dieses Seminar gilt als Pflichtmodul für das Zertifikat „Intersektionalität und Diversity“.
Termine:
Freitag, 14-18 Uhr: 11.04., 25.04., 09.05., 06.06., 13.06., 27.06.
Das Seminar findet Online statt. Der Link wird rechtzeitig per E-Mail verschickt.
Anmeldung:
Die Anmeldung läuft über unser Ticketsystem.
Zur Lehrperson:
Robel Afeworki Abay (Dr. phil.) ist Soziologe und derzeit Gastprofessor für partizipative Ansätze in den Sozial- und Gesundheitswissenschaften an der Alice Salomon Hochschule Berlin. Zuvor war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. In der partizipativen Studie, die er im Rahmen seiner Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin gemeinsam mit BIPoC mit Behinderungserfahrungen durchführte, befasste er sich mit intersektionalen Kolonialitäten von Rassismus und Ableismus. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Intersectional Disability Justice; Soziologie der Behinderung und sozialer Ungleichheit; Migrationssoziologie; Diversity und Intersektionalität; Rassismus und Ableismus; Disability Studies und Critical Race Theory (DisCrit); Postkoloniale und Dekoloniale Theorien; Climate und Social Justice sowie partizipative Forschung.
ISA 200.004: Gender Sensibilisierungstraining - Wissen, Reflexion und Haltung von Fabienne Fröhlich
Seminarbeschreibung:
Im Mittelpunkt dieses prozesshaften Sensibilisierungstrainings steht Gender als (selbst-)reflexives Moment und Haltungsfrage. Was genau haben Genderthemen mit der eigenen Person und Positionierung zu tun? Warum werden Menschen im Alltag ständig geschlechtlich gelesen und verortet? Welchen Mustern unterliegen diese normierenden Prozesse und wie lassen sie sich durchbrechen? In welchen gesellschaftlichen Geschlechterverhältnissen leben wir? Welche Vorannahmen haben wir selbst verinnerlicht und welche Vorannahmen haben sich institutionell manifestiert? Wie hängt Queer mit alldem zusammen und wie gelingt ein reflektierter, heteronormativitätskritischer Umgang mit Genderthemen, der Stereotype endlich über Bord wirft? Warum ist es so wichtig, für Genderthemen einzustehen? Und: welches Geschlechterwissen sollten wir in einer diversen Gesellschaft mitbringen?
Die Lehrveranstaltung widmet sich diesen Fragen, nimmt Begriffe, Theorien und Ansätze rund um Gender unter die Lupe und sensibilisiert fundiert und praxisnah für die Wirkmächtigkeit des Querschnittsthemas Gender sowie seine privilegierenden und diskriminierenden Effekte. Unter dem Stichwort Expert*innenwissen wird Genderwissen erfahrbar gemacht - und von der reinen Theorieebene weggerückt. Im Sinne der Genderkompetenz beschäftigen wir uns mit Genderwissen und mit der Anwendungsebene.
Das Seminar bietet eine abwechslungsreiche Mischung aus Inputphasen, methodischer Arbeit sowie (selbst-)reflexiven Elementen, die einen Zugang zur eigenen Genderbiografie (nicht in der Gruppe) und -haltung ermöglichen.
Vorwissen ist nicht erforderlich. Die Seminarsprache ist deutsch.
Termine:
Das Seminar findet alle 14 Tage Donnerstags von 14:00-18:00 Uhr statt:
- Do, 10.04.
- Do, 08.05.
- Do, 22.05.
- Do, 05.06.
- Do, 19.06.
- Do, 03.07.
- Do, 17.07.
Anmeldung:
Die Anmeldung erfolgt über unser Ticketsystem.
Zur Lehrperson:
Fabienne Fröhlich (B.A. Erziehung und Bildung, M.A. Gender Studies) ist freiberufliche Fortbildnerin, Dozentin und Autorin sowie Lehrbeauftragte der Alice Salomon Hochschule Berlin. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf der Sichtbarmachung von Genderthemen und der Vermittlung von Genderkompetenz. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind geschlechtersensible Pädagogik, feministische Mädchen*arbeit und sexuelle Bildung. Sie war mehrere Jahre als Sozialpädagogin in unterschiedlichen Gruppenkontexten tätig.
ISA 200.002: Reproduktive Gerechtigkeit - Intersektionale Perspektiven auf Reproduktion und Elternschaft von Lara Islinger
Seminarbeschreibung:
Reproduktive Gerechtigkeit ist ein analytischer Rahmen, der strukturell verankerte Ungleichheits- und Gewaltverhältnisse, die Reproduktion und Elternschaft beeinflussen (wie Rassismus, Klassismus, Sexismus und Ableismus) intersektional begreift – und eine politische Forderung. Das Konzept wurde in den 1990er-Jahren von Schwarzen Feminist*innen in den USA geprägt und erweitert individualisierende Ansätze der reproduktiven Rechte und „Pro-Choice“-Bewegung.
Reproduktive Gerechtigkeit umfasst nicht nur die Freiheit, sich für oder gegen Kinder zu entscheiden – sondern auch, wie Elternschaft unter fairen, gewaltfreien Bedingungen möglich gemacht werden kann. Dabei spielt die intersektionale Perspektive eine zentrale Rolle: Wie wirken sich multiple Diskriminierungsformen auf Reproduktion und Elternschaft aus? Es geht dabei um weit mehr als nur Abtreibung – unsere Beschäftigung mit Reproduktiver Gerechtigkeit umfasst auch Themen wie Bevölkerungspolitik, Familienbilder, Reproduktionstechnologien und die sozialen Bedingungen von Geburt.
Termine:
Montags, 14:15-15:45 Uhr. Aufgrund eines Feiertags findet ein Ausweichtermin am Samstag, den 05.07. statt.
Beginn der ersten Lehrveranstaltung am 07.04.2025. Der Raum wird in Kürze bekannt gegeben.
Anmeldung:
Die Anmeldung läuft über unser Ticketsystem.
Information zur Lehrperson:
Lara Islinger (sie/ihr) ist Wissenschaftlerin und Aktivistin für reproduktive Gerechtigkeit und feministische Abtreibungsbegleitung. Seit 2022 arbeitet sie eng mit feministischen Kollektiven in Mexiko und den USA zusammen, die den Fall des nationalen Abtreibungsrechts navigieren. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei auf Graswurzel-Netzwerken, die unabhängig von rechtlichen Restriktionen kostenlose Abtreibungspillen und Unterstützung anbieten. Sie studierte Politikwissenschaft an der Universität Hamburg mit Aufenthalten an der University of California, Berkeley (USA), dem Smith College (USA), und dem University College London (UK). Als Aktivistin unterstützt Lara Islinger unter anderem die Organisation Women on Web, die telemedizinische Schwangerschaftsabbrüche begleitet, und ist Mit-Initiatorin der Kampagne „Abtreibung entkriminalisieren“.
ISA 200.003: Trans*feminist, Neuroqueer, Crip: Verkörperte Selbstermächtigung in (Ver-)Lernräumen von Lotti Seebeck
Seminarbeschreibung:
In diesem Seminar befassen wir uns mit aktuellen Perspektiven aus der Disability Justice Bewegung, der Neurodiversitätsbewegung und dem Trans*Feminismus durch verkörperte und intersektionale Ansätze. Im Fokus steht die Verbindung von Theorie und (Körper-)Praxis, um gemeinsam selbstermächtigende (Ver)Lern- und Lebensräume zu gestalten. Das Seminar setzt auf zugängliche und performative Ansätze durch relaxed Workshops und künstlerisch-edukative Methoden. In einer barrierearmen Atmosphäre werden theoretische Inhalte durch visuelle, auditive, somatische und haptische Zugänge erfahrbar gemacht. Neben Inputs durch die Seminarleitung liegt ein Schwerpunkt auf selbstentwickelten Gruppenübungen.
Die Teilnehmenden setzen sich mit grundlegenden Konzepten der Cultural Disability Studies, Transgender Studies und Queer Theory auseinander. Gemeinsam erforschen wir somatische und konsenssensible Ansätze in der akademischen Praxis und entwickeln eigene verkörperte Ansätze, um theoretische Inhalte auf selbstermächtigende Weise zu verdauen und zu vermitteln. Dabei reflektieren wir intersektionale Perspektiven und ihre Relevanz für den (Uni-)Alltag.
Termine:
1. Block: Samstag 26.4. 10-16 Uhr
2. Block: Samstag 10.5. 10-16 Uhr
3. Block: Freitag 16.5. 16-18 Uhr und Samstag 17.5. 10-16 Uhr
4. Block: Freitag 13.6. 16-18 Uhr und Samstag 14.6. 10-16 Uhr
Der Raum wird in Kürze bekannt gegeben.
Anmeldung:
Die Anmeldung läuft über unser Ticketsystem.
Information zur Lehrperson:
lotti mani Seebeck sind Künstler*in, Forscher*in und Vermittler*in im Bereich Be_hinderung und Queerness durch verkörperte Ansätze. Sie untersuchen räumliche und performative Strategien für neuroqueere bodyminds in Kollaboration mit verschiedenen Lebensformen. lotti mani haben Kulturwissenschaften in Hildesheim und London sowie Performance, zeitbasierte Medien und Kunst im Kontext an der UdK Berlin studiert.
ISA 200.005: Forschungskolloquium von Marisa Laugsch
Das interdisziplinäre Kolloquium bietet einen inklusiven Raum, in dem sich Studierende, Promovierende, Postdocs und alle am Zentrum Gender & Diversity interessierten Personen über Diversität, Intersektionalität und Feminismus austauschen können. Wir gestalten unsere Sitzungen gemeinsam und legen ausgehend von den Interessen der aktiven Teilnehmer*innen erst zu Beginn des Semesters Themenschwerpunkte fest.
In den einzelnen Sitzungen besteht die Möglichkeit, sowohl die eigene Forschung als auch aktuelle Themen aus Politik, Praxis und Forschung vorzustellen und Feedback durch die Gruppe zu erhalten. Neben der Auseinandersetzung mit methodischen und theoretischen Ansätzen, bspw. zu Intersektionalität, Allyship, trans und nicht-binären Perspektiven sowie gendersensibler Sprache, haben wir in der Vergangenheit beispielsweise über soziale Phänomene wie Femizide, den Umgang mit problematischen Autor*innen oder Sexismus und Rassismus in der Uni bzw. am Arbeitsplatz diskutiert.
Ziel des Kolloquiums ist es dabei einerseits den Austausch unterschiedlicher Forschungsdisziplinen wie u. a. der Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft, Psychologie, Politikwissenschaft und Erziehungswissenschaft zu unterstützen und andererseits eine Verbindung zwischen unterschiedlichen theoretischen sowie praktischen Arbeitsbereichen herzustellen.
Die Veranstaltungen finden in der Regel in deutscher Sprache statt. Nach Absprache mit der Lehrperson besteht die Möglichkeit, einzelne Sitzungen auf Englisch zu halten.
Termine:
Wir treffen uns immer am letzten Mittwoch im Monat von 18:00 bis 19:30 Uhr (im März und August entfallen die Treffen).
Die Termine für das Sommersemester 2025:
· 30.04.2025, Monetastr. 4, 20146 Hamburg, im Wintergarten.
· 21.05.2025, Monetastr. 4, 20146 Hamburg, im Wintergarten.
· 25.06.2025, Monetastr. 4, 20146 Hamburg, im Wintergarten.
· 30.07.2025, Monetastr. 4, 20146 Hamburg, im Wintergarten.
· 24.09.2025, Monetastr. 4, 20146 Hamburg, im Wintergarten.
Anmeldung:
Die Anmeldung läuft über unser Ticketsystem.
Zielgruppe:
Egal, ob ihr in dem Themengebiet promoviert und forscht, im Bachelor oder Master studiert oder einfach für Intersektionalitäts- und Diversitätsaspekte brennt – jede*r ist willkommen!
Wir gestalten unsere Sitzungen gemeinsam und freuen uns, über alle, die dazu kommen. Ihr seid eingeladen, euch aktiv mit Beiträgen und Themenvorschlägen einzubringen.
Bei Interesse schreibt uns gerne eine E-Mail an kolloquium-zgd"AT"uni-hamburg.de und kommt bei unseren Treffen vorbei.
Wir freuen uns auf bunte Diskussionen mit euch!
Informationen zur Barrierefreiheit:
Solltet Ihr spezifische Bedürfnisse haben, zögert bitte nicht, uns über E-Mail darauf anzusprechen. Wir sind offen, individuelle Lösungen für die Teilnahme zu finden.
Der Zutritt zum ZGD ist barrierefrei, nur der Zugang zu den Toiletten ist es leider nicht.
Information zur Lehrperson:
Der Lehrauftrag wird im Wechsel durch ein aktives Mitglied des Kolloquiums übernommen.
Marisa Laugsch hat ihren Master in Deutschsprachigen Literaturen an der Universität Hamburg mit der Arbeit „Mutter Sein als Beruf? – Formen der Sorge in Karin Strucks ‚Kindheits Ende. Journal einer Krise‘“ abgeschlossen. Zuvor erwarb sie einen Bachelor in Kulturwissenschaften und Philosophie an der Leuphana Universität Lüneburg. In ihren Arbeiten verbindet sie literaturwissenschaftliche Fragestellungen mit Themen wie Krankheit, Gesundheit, Empowerment und Disability Studies. Außerdem ist sie als freiberufliche Schreibberaterin auf das Schreiben mit chronischen Erkrankungen und Neurodivergenzen spezialisiert.