WiSe 2024/2025
Pflichtmodul: ISA-200.200 Intersektionalität im Kontext von Identität, Flucht/Migration und Othering-Prozessen von Dr. Simone Borgstede
Wir starten mit einer theoretischen Auseinandersetzung mit Intersektionalität als einem wesentlichen Konzept zum Verständnis sozialer Ungleichheiten in ihrem Zusammenwirken in der aktuellen feministischen Theoriebildung. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen analysieren wir die Herausbildung des Konstrukts von ‚Wir’ und ‚die Anderen’ in Antike und Aufklärung. Wir diskutieren soziologische und literarische Texte zu Identität und Migration und setzen uns mit der Bedeutung von Intersektionalität im Kontext von Othering-Prozessen auseinander. Hierbei geht es auch um Geschlechteridentitäten und sexuelle Orientierung. Wir untersuchen migrantischen Widerstand gegen rassistische Zuschreibungen in intersektionaler Perspektive und wie sich Geflüchtete aktuell selbst repräsentieren.
Das Seminar ist als Lektürekurs angelegt. Wir setzen uns aber auch mit Filmspots, Bildern und Musik auseinander. Die Seminardiskussionen werden eingeführt durch Referate der Teilnehmenden, die durch die Lehrende unterstützt werden. Das Seminar fördert kritisches Lesen und Durchdringen theoretischer Ansätze. Die Studierenden setzen sich mit Identitätsbildung in einer globalisierten Welt auseinander und haben die Möglichkeit, eigene Erfahrungen damit, zu den ‚Anderen’ gemacht zu werden aus ihrem Alltag einzubringen und gemeinsam zu reflektieren.
Ich begreife das Seminar als Ort an dem ein Instrumentarium erarbeitet wird, dass es den Teilnehmenden erlaubt die Herausbildung von Othering-Prozessen in Bezug auf die Geschlechterverhältnisse, die Klassenzugehörigkeit wie die Konstruktion rassistischer Zuschreibungen und was das für Identität bedeutet intersektional zu analysieren und als historisch umkämpft zu verstehen.
Die Seminarsprache ist deutsch.
Prüfungsleistung: Referat (3 ECTS)
Termine:
Donnerstags 12:15 -13:45 Uhr, Seminarraum des ZGD in der Monetastraße 4. Die erste Veranstaltung findet am 17.10.2024 statt.
Zur Lehrperson:
Simone Beate Borgstede, PhD., ist Soziologin und Historikerin. Sie organisiert Seminare zu Intersektionalität, Feminismus in postkolonialer Perspektive und Rassismus im Kontext von Flucht/Migration. Schwerpunkte ihrer Forschung sind Rassismus und soziale Bewegungen. Insbesondere interessiert sie sich dafür wie wir Rassismus, Sexismus und Klassismus und ihre Überschneidungen alltäglich überwinden können.
Simone lebt seit 1982 in der St. Pauli Hafenstraße. Sie wehrt sich mit anderen Nachbar_innen gegen die rassistischen Kontrollen in ihrer Nachbarschaft und engagiert sich zusammen mit geflüchteten und migrantischen Frauen für gegenseitigen Respekt und gleiche Rechte für alle.
Dieses Seminar gilt als Pflichtmodul für das Zertifikat Intersektionalität und Diversity.
ISA-200.201 Gendered Bodies von Hannah Sommerschuh
Das Seminar vermittelt umfassende Kenntnisse über die grundlegenden Dimensionen und Diskurse von Geschlechtskörpern. Ziel ist es, einen gemeinsamen Wissensstand zu schaffen und Einblicke in historische Bezüge, soziale Normen, gesellschaftliche Positionierungen, Technologien und Praktiken vergeschlechtlichter Körper zu geben.
Studierende werden befähigt, die Wahrnehmung und Konstruktion von Körpern in unterschiedlichen Kontexten (z.B. Sport, Gewalt, Körpermodifikationen) zu analysieren und kritisch über ihre eigene vergeschlechtlichte Körperlichkeit nachzudenken. Das Seminar bietet Einblicke in verschiedene theoretische und methodische Perspektiven auf Geschlechtskörper. Dazu gehören Konzepte wie Sozialkonstruktivismus und Performativität (West & Zimmerman, Butler), Intersektionalität (Crenshaw) oder Techniken des Selbst (Möhring). Zum Schluss sollen diese Konzepte reflektiert und queere Perspektiven miteinbezogen werden.
Die Seminarsprache ist deutsch.
Prüfungsleistung: Referat (3 ECTS)
Termine:
25.10. 10-12 Uhr, digitale Vorbesprechung
08.11. 10-18 Uhr, Monetastraße 4 in Präsenz
09.11. 10-17 Uhr, Monetastraße 4 in Präsenz
29.11. 10-18 Uhr, Monetastraße 4 in Präsenz
30.11. 10-17 Uhr, Monetastraße 4 in Präsenz
Zur Lehrperson:
Hannah Sommerschuh, M.A., studierte transdisziplinäre Geschlechterforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin. They forscht insbesondere zu geschlechtlichen Körperlichkeiten im Spannunsgfeld zwischen Diskurs und Materie und zu Nicht-Binaritäten. Hannah lebt und arbeitet in Berlin.
ISA-200.203 Einführung in die Feminizid-Forschung von Tabea Louis und Tamara Candela Gómez de la Torre
Das Aufkommen des Feminizid-Begriffs sowie dessen wissenschaftliche Weiterentwicklung ist eng mit der feministischen Bewegung verbunden. Daher ist es das Ziel des Seminars, aktivistische Wissensbildung und akademische Konzeptualisierung in seiner Verklammerung zu beleuchten. Die Seminarleitenden verstehen sich als Vertreterinnen einer kritischen und intersektionalen Wissenschaftspraxis, die sich an lokalen Missständen orientiert, Forschung zivilgesellschaftlich verankert und politisch und gesellschaftlich wirkt.
In Deutschland ist die (empirische) Erforschung von Feminiziden bisher nur rudimentär vorhanden. Daher möchten wir mit dem Seminar das Feld der internationalen und nationalen Feminizid-Forschung sichtbarer machen und dabei die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Feminizid-Konzeptionen, Formen von Feminiziden und mit den Bewegungen gegen Feminizide fördern. Die Forschung über Feminizide und über die Bewegung gegen diese entstammt unterschiedlichsten Forschungsdisziplinen wie Gender Studies, (feministische) Soziologie, Psychiatrie und Bewegungsforschung. Unsere Literaturauswahl gestaltet sich dementsprechend interdisziplinär.
Inhaltlich werden wir uns mit den Seminarteilnehmenden mit der Entstehung und Weiterentwicklung des Feminizid-Begriffs, der Bewegungsgeschichte (Bewegungen gegen Feminizide und gegen Transizide), dem internationalen und nationalen Stand der Feminizid-Forschung und empirischen Daten zu versuchten und vollendeten Feminiziden in Hamburg beschäftigen. Diese wurden von der „Dokumentations-AG“ des Anti-Feminizid-Netzwerks erhoben. Gerade die Untersuchung der empirischen Daten unter Rückgriff auf die grundlegenden Erkenntnisse der Feminizid-Forschung ermöglicht ein umfassendes Verständnis der den verschiedenen Formen von Feminiziden zugrundeliegenden Faktoren. Auch werden wir die Rolle von Staat und Politik bei Feminiziden, die in Deutschland verübt werden, untersuchen.
Prüfungsleistung: Referat (3 ECTS)
Termine:
Dienstags 16:15 – 19:45 Uhr, an folgenden Terminen 05.11., 12.11., 19.11., 26.11., 03.12., 10.12., 17.12., im ZGD Seminarraum in der Monetastraße 4
Zu den Lehrpersonen:
Tamara Candela Gómez de la Torre hat unter anderem Altamerikanistik und Lateinamerika-Studien studiert. An der Bielefeld Graduate School in History and Sociology (Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie) hat sie ein Dissertationsprojekt zu progressiven religiösen Bewegungen in Guatemala durchgeführt. Das Promotionsverfahren ist abgeschlossen.
Tamara ist seit einigen Jahren feministisch organisiert und interessiert sich insbesondere für die Bewegung gegen Feminizide. In diesem Rahmen führt sie Seminare, Workshops und weitere Veranstaltungen durch. Im vergangenen Jahr hat sie z.B. in Mexiko (an der Universität von Guadalajara), wo die Bewegung gegen Feminizide ihren Ursprung hat, einen Vortrag über die transnationale Verbreitung der Bewegung, die mittlerweile auch Deutschland erreicht hat, gehalten. Sie ist Mitbegründerin des Anti-Feminizid-Netzwerks und dokumentiert dort seit 2022 Feminizide, die in Hamburg verübt werden. Ihr ist es wichtig, Aktivismus und Wissenschaft miteinander zu verbinden.
Tabea Louis schloss Anfang 2022 ihren Master in Internationaler Kriminologie an der Universität Hamburg ab. Seitdem veröffentlichte sie im Bereich Polizeiwissenschaften und engagiert sich zivilgesellschaftlich gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Im letzten Jahr koordinierte sie im Rahmen eines Forschungsprojektes Workshops zu Sicherheitsverständnissen in verschiedenen Stadtteilen Hamburgs und veröffentlichte außerdem zur polizeilich eingesetzten KI am Hansaplatz. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie Wissenschaft auch gesellschaftlich wirken kann versucht diesen Anspruch in ihrer Arbeit zu verwirklichen.